Der Waschsalon

Das Badezimmer war eines der größten Renovierungsprojekte in diesem Haus und für mich auch das schwierigste, da hier ja einige Dinge mehr zu beachten sind in puncto Feuchtigkeit, Wasserdampf, Schimmelbildung etc. Ich habe mich dahingehend erst mal lange schlau gelesen, viel recherchiert, in Bau-Foren (dumme) Fragen gestellt und viel hin- und her überlegt, wie das ohne den sonst meist üblichen Aufwand von ca. 3000.- Euro pro Quadratmeter für eine durchschnittliche Bad-Renovierung machbar wäre.

Es ist defintiv mit sehr viel weniger finanziellem Einsatz machbar, kommt aber natürlich immer darauf an, was man denn für ein Bad haben will. Mir persönlich lag nun ohnehin wenig an einem Hochglanz-Fliesen-Bad mit Glaswänden in der Dusche und all dem, was da so angeboten wird. Das finde ich zwar durchaus auch ganz nett, aber eigentlich entspricht das gar nicht meinem Stil. Das war natürlich schon mal ein Vorteil.

Zur Erinnerung nochmal die Ausgangslage, wie das Bad bei Hausübernahme aussah. Das fiel wirklich unter „schlimmer gehts nimmer“:

Was direkt nach dem Umzug mit Hilfe eines Freundes sehr zügig passierte, war ein Austausch von Toilette und Waschbecken und dabei auch das Versetzen der Toilette, damit man sich bei Aufstehen nicht den Kopf an der Dachschräge stieß, denn das ging ja mal gar nicht. Und ebenso flog natürlich sofort der Teppich raus. Darunter waren Fliesen, nicht hübsch und auch nicht mehr in Ordnung (Farbflecke, Macken, Sprünge…), aber erst mal nicht mein Hauptproblem. Eine neue saubere Toilette war mir viel wichtiger. 😉

Die neuen Rohre, die für das Versetzen der Toilette nötig waren, wurden der Einfachheit halber einfach vor die Wand gelegt. Die wandhängende neue Toilette bekam eine Vorwand-Installation, die ich mit Rigips verkleidete, mit Leisten aufhübschte und verputzte.

Der Waschtisch wurde ganz simpel aus Leimholzbrettern gebaut und weiß lackiert, die Fliesen an der Wand daneben ebenfalls mit Rigips verkleidet und verputzt und die Fliesen im Spritzwasserbereich über dem Waschbecken lackiert. So wars erst mal aushaltbar.

Da das Fliesen-Streichen in diversen Foren immer wieder ein Thema ist, gehe ich hier nochmal kurz drauf ein. Es ist eine einfache Möglichkeit und der Lack (ich spreche hier natürlich von speziellem Fliesenlack, nicht irgendeinem Lack) hält auch durchaus gut, solange er nicht mechanisch beansprucht wird. Es ist beim Putzen also nur das Wischen mit einem weichen Tuch angesagt. Wirklich Schrubben verursacht schnell Macken und Abplatzer.

Ganz passabel aussehen tut es, aber so richtig hübsch finde ich es auch nicht. Für mich eher eine Notlösung, aber sicher besser als gelbe Fliesen mit gammeligen Fugen. Hier nochmal die lackierten Fliesen aus der Nähe:

Ansonsten blieb das Bad zunächst mal so, wie es war, außer dass der Gasboiler über der Badewanne entfernt und die Warmwasserversorgung des Bades ab sofort von der Zentralheizung übernommen wurde. Das war im Übrigen das einzige, was ich bei dieser Bad-Renovierung von einer Fachfirma machen ließ. Alles andere passierte in Eigenleistung und das allermeiste auch von mir alleine – etwas, was ich kaum für möglich gehalten hätte, wenn man es mir vor einigen Jahren erzählt hätte.

 

Erst knapp zwei Jahre später, im Herbst 2016 ging ich dann daran, das Grauen einer Nasszelle in ein gemütliches Badezimmer zu verwandeln.

Eine besondere Herausforderung bei der Renovierung war der Rand hinter der Wanne. So, wie es vorher war, war es nicht möglich, in der Wanne stehend zu duschen, da der hintere Rand tiefer als der Rollrand der Badewanne lag und sich das Wasser dort natürlich sammelte und seitlich herunter auf den Boden floß anstatt in die Wanne zurück. Mal ganz ehrlich, ich hab mich schon gefragt, welcher Honk sich das denn ausgedacht hat (wissend, dass der Vorbesitzer dieses Hauses Klempner war…).

Tja, vielleicht haben die da nie geduscht, sondern nur gebadet, aber wozu dann bitte die Duschstange an der Wand? Es blieb mir ein Rätsel…


Damit ich dann vernünftig in der Wanne duschen konnte, setzte ich vor die eigentliche Wand eine weitere Wand (Rigips-Platten auf Konterlattung) genau passend auf den höchsten Punkt des Rollrandes der Badewanne, so dass das Wasser in die Wanne zurückfließen konnte. Netter Nebeneffekt war dabei, dass gleichzeitig sämtliche Rohre inklusive der nicht mehr gebrauchten Gasleitung und natürlich auch die gelben Fliesen verschwanden. Die Rigipswand wurde sorgfältigst mit Flüssigdichtmittel versiegelt und danach mit Vinyl-Planken beklebt, was ich persönlich viel schöner (wärmer) finde als Fliesen und der zusätzliche Vorteil ist, dass es keine Fugen gibt, die gammeln könnten. Oben und seitlich blieb die Wand offen, so dass es auch eine Hinterlüftung gibt und sämtliche Gefahren von feuchten Wänden damit eigentlich komplett gebannt sein müssten.

Und trotz begrenztem Budget habe ich mir eine schicke neue Armatur im Retro-Look und eine Regenwalddusche gegönnt. Das musste einfach sein.

Bevor ich überhaupt so weit war, musste die Wanne ja noch von ihrer gemauerten und verfliesten Umrandung befreit werden. Da ich zu viel Angst hatte, dass mir dabei die Wanne kaputt geht, habe ich das lieber in Handarbeit mit Hammer und Meißel gemacht anstatt mit Maschinen. Das dauerte zwar etwas länger und war anstrengender, aber dafür blieb die Wanne sicher heil. So sah sie dann befreiterweise aus:

Anschließend wurde sie außen abgeschliffen und bekam einen mattschwarzen Anstrich.

Die freiliegenden Rohre an der Wand gegenüber wurden schlicht mit einem kleinen Holzsockel verkleidet, der jetzt als Ablage für Deko und Schnickschnack dient, alle Wände außerhalb des Spritzbereichs wieder mit Rigips verkleidet und verputzt. Dazu ein neuer Fußboden (ebenfalls Vinyl), eine schicke Rundstange für den Duschvorhang, der im übrigen nicht aus Plastik, sondern aus imprägniertem Stoff ist und in der Waschmaschine gewaschen werden kann und fertig war mein Bad im lässigen Shabby-Retro-Style.

Die Fliesen hinter dem Waschbecken wurden nun auch noch mit den Vinyl-Planken belegt, was ja doch viel besser aussieht als die lackierten Fliesen, der Waschbeckenunterschrank bekam noch einen Vorhang und der Spiegel wurde mit einem Lederband aufgepimpt (nein, er hängt natürlich nicht am Lederband, das ist nur Deko).

Der Spiegel verrät nun leider, dass ich doch noch nicht ganz fertig bin mit dem Bad. Jaja, die Klappe der Dachbodenluke muss auch noch neu lackiert werden und das ist auch gar nicht das einzige Detail, das noch nicht fertig ist, aber das sind nun wirklich nur noch kleinere Arbeiten, die dann irgendwann mal erledigt werden. Im Großen und Ganzen kann man doch sagen, dass das Projekt Bad als abgeschlossen bezeichnet werden kann. Puh! Das war ein hartes Stück Arbeit und ich habe dabei oft gedacht „Niiiiieeee wieder mache ich das, niiiiieeee wieder! Nie wieder Rigipsplatten schleifen, Fliesen abschlagen usw.“

Schön ist aber, dass ich nun ein anstelle einer grauenvollen Nasszelle ein gemütliches Bad habe und das Ganze vergleichsweise wenig Geld gekostet hat. Für das, was man bei einer herkömmlichen Badezimmer-Renovierung bezahlt und was ich nun gespart habe, könnte ich locker einige Wochen tollsten Urlaub in den fernsten Ländern machen. Das mache ich natürlich nicht, weil ich das Geld, das ich eingespart habe, ja gar nicht besitze. Stattdessen lasse ich mir lieber ein schönes Bad ein und genieße die Früchte meiner Arbeit. 😉

 

 

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11 Kommentare zu “Der Waschsalon

  • 8. Februar 2017 um 19:35
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    Hallo Bess,

    Chapeau, Chapeau

    es steckt aber auch sehr viel Arbeit drin und das sieht man

    Antwort
    • 8. Februar 2017 um 19:52
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      Danke Helmut!
      ja, ich bin auch froh, dass DAS geschafft ist!

      Antwort
  • 8. Februar 2017 um 20:53
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    Liebe Lucina, das ist ja mal ein ganz anderes, schick-gemütliches Bad, so wie es eben niht jeder hat. Und der angenehme Nebeneffekt, dass es recht preiswert war, ist ja auch nicht zu verachten. Super!

    Antwort
    • 8. Februar 2017 um 21:01
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      Danke Petra! Und ich freu mich, dass Du hier reinschaust! 😉

      Antwort
  • 9. Februar 2017 um 8:40
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    Liebe Bess,
    sooo klasse geworden!!! Unglaublich, wie sich die einst triste Nasszelle in ein Wohlfühlbad verwandelt hat.
    Übrigens die „Honkarbeit“ mit dem niedrigeren Fliesenspiegel hinter dem Wannen-Rollrand ist übliche Sanitärer-Arbeit – ist bei unserem Bad aus 2005 genauso :-).

    Antwort
    • 9. Februar 2017 um 18:11
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      Danke Geli. Echt, das ist Standard? Aber das ist doch voll unpraktisch…wo ist der Sinn?
      Vielleicht schaut ja mal ein Sanitär-Mensch hier vorbei und erklärts mir.

      Antwort
  • 9. Februar 2017 um 13:28
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    Liebe Bess,
    Hut ab, das hast Du wirklich toll hinbekommen ! Gefällt mir alles sehr. Der schöne Boden, das helle Vinyl an den Wänden, die Badewanne…

    Liebe Grüße
    Birgit

    Antwort
  • 11. Februar 2017 um 15:08
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    Große Klasse, ich bin sehr begeistert und finde, Deine Leistung sollte noch viel breiter gewürdigt werden. SOllen wir Dir nicht mal „Zuhause wohnen“ oder eine ähnliche Redaktion ins Haus schicken? Die schlackern doch mit den Ohren…!

    Antwort
    • 11. Februar 2017 um 15:39
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      Hihihi, Irina…da spricht die Journalistin aus Dir. „Zuhause wohnen“…hmmm…oder doch eher „Selbst ist der Mann die Frau“? 🙂

      Antwort
  • 13. Februar 2019 um 19:08
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    Dann lass ich hier auch Wertschätzung deiner Arbeit hier.
    Eine tolle Seite, tolles Bad??

    Antwort

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