Eine weiße Treppe

Nun ging es los mit der Renovierung. Das erste Augenmerk richtete sich auf die Böden. Das ganze Haus war mit PVC und Teppich zugepflastert, und das auch so gut verklebt, dass ich bei den Besichtigungen nicht mal eben drunter gucken konnte. Es war also relativ unklar, was ich so alles darunter finden würde. Ich hoffte natürlich auf schöne alte Dielenböden, die aufgearbeitet werden könnten. Ich liebe Dielenboden und zudem wäre das natürlich eine vergleichsweise kostengünstige Renovierung.

Bevor ich mich jedoch mit den Böden in den einzelnen Räumen auseinandersetzen konnte, stand eine viel wichtigere Boden-Aufgabe an: Die Treppe! Und das noch bevor ich einzog. Zur Erinnerung hier nochmal das Bild, wie der Eingangsbereich zum Zeitpunkt des Hauskaufs aussah:

Da ich nicht den Luxus hatte, gemütlich und in Ruhe dieses Haus zu renovieren, während ich woanders wohnte, sondern die Zeit drängte, dass ich einziehen kann (das Zusammenwohnen mit meinem Ex war, wie man sich vorstellen kann, alles andere als schön), hatte die Treppe als Knotenpunkt zwischen oben und unten absolute Priorität. Es war klar, dass ich erst einziehen kann, wenn die Treppe fertig ist, denn es ist ziemlich müßig, eine Treppe lackieren zu wollen, wenn sieben Katzen im Haus herumstromern, es sei denn, man möchte ein schickes Leoparden-Pfoten-Muster auf der Treppe und Katzen mit lackierten Füßen haben.

Einzelne Räume konnte ich vorübergehend ja später für die Miezen sperren, aber die Treppe und den Flur eben nicht bzw. nur sehr schwer.

Also war das erste, was ich in diesem Haus tat, den gruseligen grünen Teppichboden von der Treppe zu reißen. Was ich darunter vorfand, brachte mich fast zum Verzweifeln. Nicht nur der Teppich war vollflächig mit der Holztreppe verklebt, sondern auch die Vliesunterlage, die darunter lag. Nachdem beides so gut es ging heruntergerissen war, blieb auf dem Holz der Treppe eine ca. 2 Zentimeter dicke Schicht aus steinhartem Kleber mit den Resten vom Filz der Vliesunterlage und dem Teppichrücken zurück.

Zwei Wochen lang verbrachte ich jede freie Minute nach der Arbeit und am Wochenende bis spät in die Nacht damit, diese Reste mit Spachtel, Drahtbürste und Massen an Schleifpapier zu entfernen. Eine liebe Freundin half mir oft – an dieser Stelle noch mal ein heißer Dank an Sandra!!! Ohne Dich hätte ich diese stressige, emotional sehr belastete Zeit kaum überstanden! – und irgendwann kam tatsächlich der Tag, an dem ich sagen konnte: „Morgen wird die Treppe zum erste Mal vorgestrichen“.

Vorher verarbeitete ich noch zwei komplette Tuben Acryl in der Treppe, um sämtliche Ritzen und Fugen dicht zu bekommen und dann erhielt die Treppe im Laufe von ein paar Tagen insgesamt sieben Anstriche: Zweimal mit Vorstreichfarbe, dreimal mit weißem Acryllack und darüber zwei Schichten transparenter Parkettlack. Und so strahlt sie nun in wunderschönstem Weiß und lässt mein Herz täglich vor Freude hüpfen.

So sah es dann bei bzw. kurz nach meinem Einzug aus. Die Treppe schön weiß, die Wand bislang lediglich von der Tapete befreit. Das etwas merkwürdige Treppengeländer hatte ich zu dem Zeitpunkt noch gelassen, wie es ist, weil mir nicht klar war, ob ich das überhaupt brauche oder nicht. Wie sich mit der Zeit herausstellte, war es komplett überflüssig und wurde entfernt.

Mir war natürlich klar, dass,  egal wieviel Schichten Lack ich auch auftrage, es trotzdem mit der Zeit Schrammen und abgeplatzte Stellen geben würde. Das machte aber nix, da ich bekennender Fan des Shabby-Looks bin und die gelebten Alltagsspuren der Treppe dann erst richtig ihren richtigen Charme geben.

Mittlerweile sind ja nun zwei Jahre vergangen und insgesamt hat sich der Anstrich der Treppe sehr gut gehalten und sie wird in keinster Weise geschont (Katzenkrallen, Straßenschuhe…). Natürlich gibt es mittlerweile ein paar Schrammen und Macken und auch ein paar Haarrisse an den Fugen, das stört mich aber alles gar nicht. Mein Fazit wäre hier also: Ich würde es genauso wieder machen!

Inzwischen ist das Treppengeländer auch ersatzlos entfernt und die Wand im Shabby-Look gestrichen (nein, die Backsteine sind natürlich nicht aufgemalt. Die sind echt, da hab ich den Putz runtergeklopft. Zu dem Thema gibt es an anderer Stelle ein Extra-Post) und dekoriert.

Eingangsbereich 2016:

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4 Kommentare zu “Eine weiße Treppe

  • 9. Februar 2017 um 13:15
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    Wow ! Die Treppe ist so wunderschön geworden und passt toll zu der Wand mit den Backsteinen. Das gefällt mir sehr. Ich lese mich gerade hier durch und bin sehr gespannt auf den Rest des Hauses. Übrigens hätte ich mich in das Haus auch sofort verknallt :-). Meins war in einem ähnlichen Zustand und ich hab auch gleich das Potential dahinter gesehen :-).

    Liebe Grüße
    Birgit

    Antwort
    • 9. Februar 2017 um 18:06
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      Hallo Sunny,
      da werde ich bei Dir nachher gleich mal einen Gegenbesuch starten 😉

      Antwort
  • 4. September 2018 um 5:58
    Permalink

    Ohhh.. Nicht nur die Treppe ist mir ins Augen gefallen… Deine Wand.. Ich habe ebenfalls meine Wand etwas freilegen dürfen.. gebrannte Ziegel aus 1720.?❤️?

    Antwort
    • 4. September 2018 um 6:50
      Permalink

      Oh, gebrannte Ziegel aus 1720…das ist bestimmt traumhaft schön!!!

      Antwort

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